Geschichte des Vereins

Georg Ludwig, der erste Schriftführer des Gebirgstracht-Erhaltungs-Vereins "Edelweiß" Zorneding und Umgebung schreibt in der chronik des Vereins im Jahre 1908:"Vor der Entstehung des Vereins konnte man es als große Seltenheit betrachten, wenn man irgendeine Person hier in Zorneding in echter Gebirgstracht zu sehen bekam, obwohl nach Aussage älterer Leute in Zorneding in früheren Jahren ähnliche Kleidung getragen wurde. Es sollte uns deshalb nicht wunder, wenn der erst im Januar 1908 nach Zorneding übersiedelte Dienstknecht Johann Schwaiger aus Frauenreuth bei Glonn in obengenannter Tracht allgemeines Aufsehen bei der Einwohnerschaft Zornedings, besonders bei den jungen Leuten erregte..."

 

Im Februar des Jahres 1908 bildete sich um Johann Schwaiger eine Schuhplattlergesellschaft, die im April beschloss, sich in einen Verein umzuwandeln. So entstand am Schlenglpfinsta, dem fünften April 1908, der Gebirgstracht-Erhaltungs-Verein. Mit 20 aktiven Mitgliedern und sieben Ehrenmitgliedern begann es. Die Patenschaft der Gründung übernahm der GTEV Rosenheim Stamm I. Als Gebirgstracht, wie sie laut Georg Ludwig einmal in Zorneding getragen worden sein soll, betrachteten und betrachten die Zornedinger die Miesbacher Tracht. Zu Ihrer Vereinsfarbe haben sie das Blau erklärt. Eigentlich verwundert es nicht, dass die Miesbacher Tracht hier heimisch war, denn auch der Baustil bestätigt dies: Zwischen Zorneding und Pöring verläuft die sogenannte Steildachgrenze. Das verhältnismäßig flache Dach der typischen oberbayerischen Bauernhäuser, wie sie in den Bergen zu Hause sind und das Dach mit spitzem Giebel, wie es im Schwäbischen üblich ist, treffen sich hier in der heutigen Gemeinde Zorneding. Und - Zorneding stand nicht immer unter dem Einfluss der Stadt München, sondern es befand sich ja mitten im Voralpenland.

Erster Vorstand Johann Zeichinger, Kassier Franz Strell, Schriftführer Georg Ludwig und der Vorplattler Johann Schwaiger, der gleichzeitig Beisitzer war, bildeten also damals den Gründungsvorstand. Der Verein gab sich strenge Statuten. Frauen konnten nicht inden Verein aufgenommen werden. Alle drei Monate war eine Generalversammlung mit Kassa- und Tätigkeitsbericht fällig. Kassier konnte nur werden, wer Vermögen besaß. So hat die heutige Zeit die Rechtsgrundlage von §11 die große Nachrichtendichte aus der Vergangenheit zu verdanken. Er schrieb die Führung einer Chronik vor. Der Zornedinger Trachtenverein wurde 1909 in den Gauverband I aufgenommen.

Die Vereinsfahne wurde 1910 in Oberhausen bei Augsburg geweiht. Das Erzbischöfliche Ordinariat München-Freising hatte damals beschlossen, keine Fahne eines Trachtenvereins mehr zu weihen. Da eine Fahne unbedingt von den "Edelweißlern" gewünscht wurde, wich man in eine Pfarrei der Diözese Augsburg aus. Bei einer großen Fahnenenthüllungsfeier wurde die neue Fahne in Zorneding gezeigt. Seine Königliche Hoheit, der Prinzregent Luitpold, sandte durch den Freiherrn von Cramer-Klett ein Glückwunschtelegramm mit treubayerischen Grüßen, Gauvorstand Buchner erwähnte in seiner Festrede, dass seine Königliche Hoheit, Prinzregent Luitpold, im Jahre 1903 bei der Enthüllung des Kriegerdenkmals mit der Büste König Ludwigs II. in Zorneding zu ihm gesagt habe, "erhaltet mir die Tracht, ich sehe sie so gerne."

Das Zornedinger Kriegerdenkmal ist eines der drei ältesten bayrischen König-Ludwig-II-Denkmale. Kurz vor dem I. Weltkrieg wurde die Bronzebüste eingeschmolzen und durch eine Steinbüste ersetzt, die jetzt etwa so alt wie der Trachtenverein ist. 1988, im Rahmen des 80. Gründungfestes des GTEV "Edelweiß" Zorneding wird eine neue Bronzebüste König Ludwigs II. enthüllt. Der Trachtenverein hielt im 100. Todesjahr des Königs Gedenkveranstaltungen ab. 1914 bis 1919 ruhte das Vereinsleben wegen der Kriegswirren. Als die letzten überlebenden Kriegsteilnehmer aus der Gefangenschaft heimgekehrt waren, hielt der Verein am 21. April 1920 mit der Gemeinde eine große Kriegsheimkehrerfeier ab, deren Prologe heute noch bekannt sind. Sie betrafen ein "großes Festessen", auf das die Soldaten solange verzichten mussten. Im Juli 1921 lebte das Vereinsleben in voller Blüte wieder auf. Der Trachtenverein Zorneding übernahm die Patenschaft der Fahnenweihe des GTEV "Almrausch" Wasserburg am Inn und im Juli 1922 die des GTEV "D'Ammerthaler" Ottendichl.

Der Verein trat bei allen Ereignissen in der Gemeinde auf, besuchte seine befreundeten Trachtenvereine und die Veranstaltungen seines Gauverbandes. Die runden Stiftungsfeste wurden vom fünften an aufwärts regelmäßig gefeiert, bis auf das 10. im Jahre 1918, das jedoch als 12. Stiftungsfest 1920 nachgeholt wurde. Ostern 1925 gründete Trachtenkamerad Michael Ritzl, der Zweiter Vorstand war, die Trachtenkapelle. Sie löste sich leider in den 70er Jahren aus Nachwuchsmangel und Resignation auf. Ein großes Ereignis in der Reihe der Veranstaltungen des Trachtenvereins war der Auftritt des Kiem Pauli am 6. Dezember 1930 bei der Christbaumfeier im Gasthof zur Post. Der Kiem Pauli wurde in Zorneding groß gefeiert, man wollte ihn schier nicht mehr nach Hause lassen.

Ursprüngliches Vereinslokal von der Gründung an war der historische "Gasthof zur Post". 1939 bis 1947 war ein Vereinsleben undenkbar. Kurz nach dem II. Weltkrieg siedelte der Verein wegen Schließung des Postsaales zu seinem heutigen Vereinslokal, dem Gasthaus "Harter" im Oberdorf um.

Christbaumfeiern (später Weihnachtsfeiern), Faschingskranzl, Ausflüge mit dem Fuhrwerk, Volkstheateraufführungen, nach dem Krieg Wallfahrten, Pfingstgottesdienste in Wolfersberg, Herbstfest am ersten Sonntag des Septembers und die Vereinsabende fanden regelmäßig statt. Die Jugend übte sich in Plattlertänzen, Laienspiel und Volksmusik. 1978 wurde beim 70. Gründungsfest eine neue Vereinsfahne geweiht, da die altgediente aus dem Gründungsjahr brüchig wurde. Sie wird nur noch zu besonderen Anlässen gezeigt.

1986 wurde auf Initiative des Trachtenvereins hin ein Heimatkundekreis gegründet, der eine Chronik der Gemeinde Zorneding erstellen soll. 1987 führte der GTEV "Edelweiß" ein neues Vereinsdirndl ein, das die nicht aktiven Ehefrauen in Begleitung ihrer aktiven Familienangehörigen auf die Vereinszugehörigkeit hinweisen soll. Der Gebirgstracht-Erhaltungs-Verein "Edelweiß" Zorneding zählt heute 170 aktive und passive Mitglieder. 1988 rundete sich das Bestehen des Trachtenvereins auf 80 Jahre. Das Gründungsfest wurde im Juli mit vielen Gästen groß gefeiert.

Text von Fritz Marc

 

 

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